NEUES EUROPÄISCHES BAUHAUS AUFSATZ

Schwarz und Weiß

Bauhauslogo von Oskar Schlemmer

Simplifikation als Teil der modernen abstrakten Kunst: Schwarz und Weiß


Oskar Schlemmers Bauhauslogo zeigt den Menschen in zentraler Position. Man spürt das Spannungsfeld Mensch-Technik. Der Mensch in einer Maschinenwelt. Die Abstraktion auf diese einfache, aber umfassende Weise bringt es auf den Punkt. 100 Jahre nach der Gründung des Bauhauses und dem Fortschreiten der Technisierung in Kombination mit der Digitalisierung der letzten Jahrzehnte driftet das ursprünglich einvernehmliche Leben des Menschen mit der Natur weiter auseinander.


Was ist so anders an einer Videokonferenz mit 8 Leuten gegenüber einer klassischen Gesprächsrunde? Warum ist das so anstrengend? Der Mensch ist ein soziales Wesen vom haptischen Typ. Das Palaver, die Sprache, der Erfahrungsaustausch, sein Gegenüber in sozialer Nähe gibt Verbindung, gibt Stärke und Zugehörigkeit. Heute ist bei diesem Gesprächsformat die Technikachse eingegliedert und es ist nicht dasselbe, es ist so anders.

In der Bauhausbewegung bestimmt die Funktion das Design, geprägt von Effizienz, ohne jegliche Überfrachtung, der Nachhaltigkeit verpflichtet, getragen von Transparenz. So auch in der Simplifikation, sie ist Teil der modernen, abstrakten Kunst. Die Darstellung einer Sache oder Situation erfolgt mit einem hohen Maße an Klarheit, ohne störendes Beiwerk, reduziert auf die Sache selbst. 


Das neue europäische Bauhaus greift diese Tradition auf, um neue Impulse zu setzen, neue Sichtweisen hervorzubringen und auch den erforderlichen Wandel zu realisieren. Die Bedeutung der Kunst liegt darin zu helfen die Dinge zu benennen und zu fokussieren. Oskar Schlemmer hat mit dem Logo des Bauhauses seine eigene farbenfrohe Bilderwelt in einem Maße verdichtet, das diese Abstraktion und Reduktion in schwarz und weiß den Menschen in der Simplifikation zeigt. 

Abstraktion heißt Verallgemeinerung, Vereinfachung auf das Wesentliche einer Essenz, verdichteter Gegenstand oder Figur. Es soll den Kern der Sache treffen.


Diese SIMPLIFIKATION geht aus der Abstraktion hervor. Diese Reduzierung auf einen Schlüsselbegriff rufen beim Betrachter entsprechende Bilder hervor bzw. Erinnerungen auf, wie bei einem Lied oder einem Gedicht und entwickelt daraus eigene Schlussfolgerungen.

In den vergangenen Epochen bestimmten religiöse und mythologische Themen die Malerei. Es erfolgten Darstellungen der Natur, Szenen aus dem Arbeits- und Alltagsleben, sowie historische Ereignisse. Die Abbildungen der Mächtigen dieser Welt sind von jeher ein wichtiger Faktor. Das Porträt fand schon weit vor der Photographie zur Perfektion. Mit der Industrialisierung und dem Aufbruch in die Moderne sind die Prioritäten in der Malerei anders gesetzt worden. Dieser Effekt hat sich durch die Digitalisierung weiter verschärft. Es ist zur Entmischung von Bild und dargestellter Realität gekommen. Auf diese Weise sollte das Wesen der Dinge besser zum Ausdruck kommen. Die realitätsidentische Bildgebung hat nicht mehr die Bedeutung, denn in der neuen digitalen Superwelt der Bilder, gestaffelt in den verschiedenen Medien, ist nur noch wenig Raum für diese bildliche Kunst.


Die allgegenwärtige Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen z.B. Museen, U Bahn, Autoverkehr, Arbeitsplatz, Lift, etc. ist heute Normalität. Der Exzess einer Bilderflut in den sozialen Medien aus dem Privatbereich dem sich niemand entziehen kann und alle mitmachen, ist ein gesellschaftliches Phänomen. Die Selbstverliebtheit des Menschen, des Einzelindividuums in sein Abbild stellt schon eine neue Situation dar. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war dieses Massenphänomen der persönlichen Bilder noch nicht da. Es gab zur Konfirmation bzw. Kommunion und zur Hochzeit ein Bild, welches ein Leben lang in Ehren gehalten wurde.


Bei der allgemeinen Kunstbetrachtung wird zu oft das W I E erörtert; Holzschnitt, Lithographie, Radierung, Aquarell, …; auf welchem Untergrund und Meisterschüler von …, mit dem Stipendium von…

Das, W A S auf einem Bild zur Darstellung kommt, welche tieferen Gedanken dazu geführt haben, was die Welt im Innersten zusammen hält? Das ist doch die Frage.

Da sind wir im 21. Jahrhundert schon weiter als der Universalgelehrte von Goethe. Viele Geheimnisse von damals sind heute naturwissenschaftlich gesicherte Gesetze, z.B. in der Spektrometrie oder der heutigen Kenntnis vom Bauplan des Lebens, der Materie etc., selbst das Universum kennen wir.

Beide Seiten einer Ordnung, in Struktur, als auch im Chaos. Das Werden und Vergehen in einem Zeitkontinuum.

Was will der Künstler uns sagen, ist oft die Frage.

Der Mensch kann sich immer nur auf eine Sache konzentrieren, vielleicht 2, im Ausnahmefall 3 Sachen. Sind es mehr, verliert er die Konzentration und das Interesse.

Die moderne, abstrakte Kunst hat sich zum Teil in der Darstellung von der Gesellschaft dissoziiert.

„Actionpainting“ hat auch einen Trend gesetzt. Diese Machart zeigt in seiner Generierung von Chaos eine Zufallskomponente. 

„Badpainting“ als Stilrichtung lässt die Wertschätzung gegenüber dem Betrachter vermissen und ist eine rudimentäre Form der Darstellung.


Eine gänzlich abstrakte Darstellung, die durch Simplifikationen bestimmt wird, hat dieses geistige Element, welches das Bild durchdringt.

Am Ende kann das Bild völlig emotionsfrei und homogen-maschinell generiert werden. Eine zeitgemäße Situation. Der Künstler zeigt in der Abstraktion gesellschaftlich humane, naturwissenschaftliche Elemente in einer Simplifikation. Das Paradigma der Kunst, was ist Gegenstand der Betrachtung bzw. Darstellung muss überdacht werden. In der heute hoch technisierten Zivilisation müssen auch technisch- naturwissenschaftliche Phänomene zur Darstellung gebracht werden.


GEMALT WIRD WEISS:

Der Schieferplatteneffekt: Weiße Kreide auf schwarzer Platte. Aufzeichnung weniger, aber wichtiger Informationen.

Der Papiereffekt: Schwarze Tinte auf weißem Papier. Es sind mehr Informationen, mehr Masse.

Der digitale Code: Die Aneinanderreihung von Nullen und Einsen in bestimmter Reihenfolge haben keinen primären humanen Zugang.

Wenige akzentuierte Darstellungen … Konzentration auf ein W A S.