Aufsatz zur Kunst und Gegenwart
In der näheren Vergangenheit, dem ausgehenden 19. Jahrhundert, kam ein Sehnsuchtsmoment auf nach der guten alten Zeit, die Romantik. Große gesellschaftliche Veränderungen und die aufstrebende Industrie führten zu einer Konzentration von Menschen und Arbeit. Durch diesen Galeeren Effekt musste es unweigerlich auch zu den entsprechenden Ausbruchversuchen kommen – der Beginn der klassischen Moderne.
Das einschneidende Ereignis des 1. Weltkrieges schaffte polytraumatisierte Kriegsteilnehmer. Der gesellschaftliche Umbruch mit der Abschaffung der Monarchie lies auch die aufbegehrende Kunst eine Entwicklung nehmen, z.B. Georg Grosz. Kunst als Spiegel, Kunst als Beobachter in der Zeit und mündete in der Bauhausbewegung.
Der 2. Weltkrieg brachte unendlich viel Leid über die Menschheit. Die Aufarbeitung und Auseinandersetzung zum Kriege hält noch an. Die Nähe von Mensch und Unmensch lässt jeden auch heute erschauern.
Josef Beuys begehrte in der Wohlstandssuhle der 60er Jahre auf und setzte neue Akzente. Die Zeitenwende der 68er kam mit Ansage.
Die Wende, Euphorie durch Wandel, 2 Systeme, 2 Sozialisationen geeint im Wohlstand. Neo Rauch und Gerhard Richter stehen auch für diese Zeit.
Die aufziehende Wand von Digitalisierung und Klimaerwärmung sind neue Herausforderungen. D.h. das Ende der Fahnenstange ist erreicht im Rahmen der Globalisierung und Vergeudung der Ressourcen.
Wo steht die Kunst, was sieht sie, kann sie helfen? An der Kunst scheiden sich die Geister, Geschmacksfrage. Es ist vorbei mit der Plänkelei, die Zeit des Probierens. Die Kunst muss Verantwortung übernehmen und Wege aufzeigen und die Dinge, die die Menschen beschäftigen, analysieren , filetieren, darstellen und benennen, wenn sie nicht nur Unterhaltung sein will .
Die Frage könnte lauten, was denken Menschen oder extraterrestrisches Leben in 5000 Jahren von uns, wenn sie Gegenwartskunst von heute sehen. Wie wird man uns einschätzen bzw. die Kunst retrograd interpretieren. Hochkomplexe Gesellschaften, wie der Maya, Ägypter, Assyrer, der griechischen Antike haben dies schon gezeigt, was es bedeutet. Ist unsere bildgebende Kunst im klassischen Sinne (Bilder, Graphiken) ausdrucksstark genug, um Rückschlüsse auf unsere Gesellschaft zu ziehen. Die Effektivität der menschlichen Tätigkeit (Schaffung materieller Güter), hat in solch einem Maße zugenommen, dass der Eigenbedarf als Orientierungsgröße keine Bedeutung mehr hat.
Die Mobilität des Menschen, sowie der materiellen Güter hat an Dynamik so zugenommen das es zum Massenphänomen geworden ist. Der aufrecht laufende Homosapiens hat mit dem Rad, dem Pferd und dem Fuhrwerk einen bedeutenden Entwicklungsschritt vollzogen. Das Automobil, globale Schifffahrt und Flugverkehr haben an Taktung und Geschwindigkeit stetig zugenommen, so das der Mensch sich nun auch in Überschallgeschwindigkeit fortbewegen kann. Die daraus entstehende Umweltbeeinflussung soll hier nicht thematisiert werden.
Die Mobilität der Informationen hat auch eine gewaltige Entwicklung genommen, vom Läufer, dem Rauchzeichen und mit der Erfindung der Schrift auch die Depesche. Eine völlig neue Qualität bei der Datenübermittlung stellt die Telegraphie und Telefonie dar. Radio und Fernsehen sollen auch an dieser Stelle genannt sein. Mit der Einführung der Computertechnik und deren Vernetzung hat die Digitalisierung ihren Anfang genommen.
Die Mobilität der Daten, ihre allgegenwärtige Abrufbarkeit zeigt in der Datenverarbeitung, Datenzuordnung, Steuerung, Verknüpfung, segmentweise Wissenssammlung ein geistiges Potential in atemberaubender Geschwindigkeit die nicht nur beeindruckt, sondern allmählich seinen humanen Bezug verliert. Die Sensorik zur Erhebung von Daten, die Bearbeitung, Archivierung von Bildern, Videos, Filmen, Zahlenmaterial, mathematische Prozesse, Generierung geistiger Güter, elektronische Programme, app`s, immer mehr immer schneller eine völlig neue postindustrielle Gesellschaft entsteht. Der Buchdruck und die Einführung der Postkutsche verblassen bei der Dimension der heutigen Informationsflut. Die Bedeutung des Menschen bei der Schaffung geistiger Güter z.B. Konstruktion und Berechnungen von Wolkenkratzern etc., geht zurück.
Auch hier ist die Frage, ist der Mensch anders als das Bakterium, welches genug Substrat zum Verstoffwechseln hat, ideales Milieu an Temperatur und Atmosphäre und geht trotzdem kaputt an seinen eigenen Stoffwechselendprodukten.
Kann die gegenwärtige Kunst den exponentiellen Wissensfortschritt andeutungsweise spiegeln und wo bleibt das Individuum?
Entschlüsselung des Erbgutes und dessen Verständnis, humanes Genom
Erkenntnisse über das Universum durch Projekte wie Voyager, Hubbel Teleskop, ISS etc.
Erkenntnisse aufgrund der Entschlüsselung der Materie, Periodensystem der Elemente, Beherrschung von technischen Syntheseprozessen chem. biologisch physikalisch z.B. Biogasanlage, Petrolchemie, Photovoltaik, Metallurgie, Wind- und Wasserkraftwerke .
Bauplan der Materie: anorganische Chemie, Periodensystem der Elemente, PSE
Bauplan des Lebens: organische Chemie, Desoxyribonukleinsäure, DNS
Die Digitalisierung ist die 5. Dimension, die alles mit allem verbindet. Sie führt die Enden in Echtzeit zusammen.
Die Evolution hat übrigens das zentrale Nervensystem ZNS mit seiner Sensorik hervor gebracht; Überführung analoger Daten in elektrische Impulse digitaler Natur. Selbst Datenspeicherung als Erinnerung oder das komplette menschliche Genom in jeder Körperzelle zeigt die Genialität der Schöpfung.
Der absolute Geist, die Person Gottes wird zur Natur und zum Menschen durch Entäußerung.
Geist wird Materie. Entäußerung folgt Vergegenständlichung. Diese Vergegenständlichung führt auch wieder zur Entäußerung und auch wieder zu Vergegenständlichung. Ein immerwährender Prozess, Geist – Materie – Geist – Materie, letztlich auch eine Subjekt – Objekt Beziehung, die sich, wenn man sie in Widerspruch setzt, dialektisch aufhebt, formulierte Hegel.
Mit dieser Entäußerung (Weggabe, Verzicht, Veräußerung) haben sich Philosophen wie Hegel, Fichte, Schelling, Marx, Heidegger auseinander gesetzt.
Die Entäußerung des Künstlers schafft mit dem Bild etwas Materielles, von dem auch etwas Geistiges ausgeht.
Exzerpt: Es ist ein Auszug aus dem Text oder einem Buch (des Lebens), der die wichtigsten Fragestellungen und Grundgedanken beantwortet.
Canon: Der Bildungscanon bezeichnet den unabdingbaren Kern des Wissens einer Gesellschaft. Er ist gleichsam Maßstab für die vermittelte Bildung einer Gesellschaft bzw. eines Fachgebietes.
Bezieht man beide Begriffe – Exzerpt und Canon – auf die Kunst, so sollte sie in der Lage sein, die Quintessenz des menschlichen Lebens und der Natur auszudrücken.
Diese Reduktion auf das Wesentliche, dem Kern der Dinge, führen unweigerlich zur Simplifikation. Wenn die Simplifikation auch nur Teile der Schöpfung des menschlichen (Zusammen) Lebens interpretiert, so will man doch auf Prinzipien aufmerksam machen, die oft universell gültig sind.
Die Betrachtung kann kosmisch, gesellschaftlich, human, psychologisch, physiologisch, sozial, histologisch, molekular, atomar makroskopisch, mikroskopisch,……., erfolgen.
Das Geheimnis liegt in der Beziehung von Mensch zu Mensch im Großen wie im Kleinen. Die wechselseitige Wertschätzung und die Übernahme von Verantwortung für sich, den Menschen, sowie der ( Um – ) Welt.